21.09.2018
Ein Anruf, der alles ändert. Der Chef ist in der Leitung und teilt Ihnen mit, dass sich die Firma von Ihnen trennen will. Everhard Uphoff hat das selbst er- und durchlebt – und er fühlte sich ziemlich allein gelassen. Dabei werden täglich irgendwo Menschen freigestellt – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Uphoff hat aus der Not eine Tugend gemacht und berät heute Menschen, die das durchleiden, was er erfolgreich überstanden hat. Im Gespräch auf der job40plus-Couch erläutert er, worauf es ankommt.
job40plus: Herr Uphoff, Sie arbeiten mit dem Logo: „Ich wurde gefeuert – zum Glück.“ Wo liegt denn da das Glück in Anbetracht einer Kündigung?
Everhard Uphoff: Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Jeder definiert Glück anders. Für mich liegt es darin, endlich mein eigener Chef zu sein. Ich genieße es, selbstbestimmt den eigenen werteorientierten Weg zu gehen und etwas Neues aufzubauen. Erst durch meinen Jobverlust habe ich es endlich gewagt, mich selbstständig zu machen.
Aber das sieht sicher nicht jeder so …
Da gebe ich Ihnen recht. Das Glück erkennt man oft erst im Rückblick und mit zeitlichem Abstand. Im ersten Schritt bei Kündigung geht es darum, den vertrauten Arbeitsplatz loszulassen und das Geschehene emotional zu verarbeiten. Und das braucht Zeit!
Welche Gefühle stehen jetzt im Vordergrund und wie kann man mit diesen umgehen?
Welche Gefühle vorherrschen, hängt unter anderem vom Verlauf des Trennungsprozesses statt. Wird dieser fair und human gestaltet, ist der Betroffene eher in der Lage, Gefühle wie Wut und Trauer anzunehmen und den Jobverlust zügig zu verarbeiten. Verlässt der Mitarbeiter das Unternehmen dagegen ohne Abschied, Dank und Wertschätzung für die geleistete Arbeit, fühlt er sich schnell gekränkt, abgelehnt, entwertet und ohnmächtig. Hilfreich in dieser Situation sind unter anderem Menschen, denen der Entlassene sich anvertrauen kann, die ihm zuhören, Verständnis entgegenbringen und bei denen er sich für nichts rechtfertigen muss. Hier biete ich meine Hilfeleistung an.
Aber es geht ja nicht nur um Gefühle, sondern auch um ganz praktische Dinge, die beachtet werden müssen. Welche Fehler werden hier oft gemacht?
Gefahr bei Trennungsverhandlungen besteht, sobald der gekränkte Mitarbeiter nicht mehr Herr seiner Gefühle ist. Das habe ich auch selbst erlebt. Fehlt dann die entsprechende Unterstützung oder Souveränität, lässt er sich leicht zu etwas hinreißen, was er später bereut oder gegen ihn verwendet werden kann. Wichtig ist jetzt, Ruhe und einen kühlen Kopf zu bewahren, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und die richtigen Berater um sich zu haben.
Können Sie uns hier etwas Konkretes an die Hand geben? Was muss ich unbedingt beachten, wenn mir gekündigt wurde?
Das Wichtigste: Ruhe und kühlen Kopf bewahren, sich nicht unter Druck setzen lassen, nichts unterzeichnen. Dann zunächst weiter zur Arbeit gehen, bis eine Kündigung schriftlich erfolgt – auch wenn das oft besonders schwerfällt. Denn sonst droht eine Abmahnung.
Schaffe ich eine solche Situation allein?
Da muss man schon sehr stark sein. Ich rate dazu, neben einem persönlichen Coach auch den Steuerberater und einen Fachanwalt für Arbeitsrecht einzuschalten. Es geht ja auch darum, Fristen einzuhalten etc. Und noch einen Aspekt finde ich ganz wichtig: Verkriechen Sie sich nicht ins stille Kämmerlein, sondern gehen Sie offensiv an die Sache heran. Informieren Sie ihr Umfeld, aktivieren Sie Ihr Netzwerk. Je mehr Menschen Bescheid wissen, umso eher tun sich neue Perspektiven auf.
Eine umfassende To-do-Liste nach einem Jobverlust hat Everhard Uphoff für Sie hier zusammengestellt.
Das Gespräch führte Sabine Hildebrandt-Woeckel