05.05.2022
Im Örtchen Oberdistelbrunn geht ein Giftmischer um. Seine mörderische Bilanz: eine nüchterne Alkoholleiche, ein Pfarrer in Teufels Küche und zwei Tote auf der Gartenschau. Während die Polizei auf der Stelle tritt, verfolgen Pauline und Berta, zwei Pensionistinnen mit grünem Daumen und schwelender Ehekrise, eine gefährliche Spur – und legen sich erstmals nicht mit Gartenschädlingen, sondern mit einem echten Mörder an.
Wenn Sie wissen wollen, wer sich solche Geschichten ausdenkt: Wir haben uns mit Klaudia Blasl anlässlich ihres neuesten Romans „Gärten, Gift und tote Männer“ über ihr Leben als Krimiautorin unterhalten.
Wann hat sich der letzte Mord in Ihrer Familie ereignet, und wurde er aufgeklärt?
Klaudia Blasl: Das letzte Opfer unserer Familie war ein schmucker Hase, dessen Mörder – ein schwarzer schnurrender Kater – sich umgehend zur Tat bekannte. Der letzte nachweisliche Mordanschlag hingegen wurde von meiner Tante begangen, die ihrem Mann im Zuge einer Meinungsverschiedenheit ein Alpenveilchen im Terracottatopf an den Kopf warf. Dass Cyclamen sehr giftig sind, war in besagtem Fall das geringere Übel, aber der Onkel kam mit einer Schürfwunde und einer lebenslangen Veilchenallergie davon. Wie man sieht, hatten wir es immer schon mit botanischen Totschlägern …
Wann nahm der Gedanke von Ihnen Besitz, ein Buch schreiben zu wollen? Und war Ihnen von vornherein klar, dass es ein Krimi sein sollte?
Geschrieben habe ich eigentlich bereits seit Jahrzehnten, aber vor allem journalistische Texte, Kolumnen und Satiren, mein Lieblingsgenre. Dabei entstand der Wunsch, meine satirische Ader mal in Langform auszuleben. Ich war und bin ja ein großer Fan der „Piefke-Saga“ und wollte diese ein wenig mörderischer gestalten. Was das Genre „Krimi“ betrifft, so spielt auch die Zensur eine Rolle. Romane werden aufgrund möglicher Ähnlichkeiten mit lebenden Personen bzw. Gegebenheiten leichter verklagt als fiktive Mordgeschichten. Außerdem haben Leichen so etwas Psychohygienisches an sich …
Wie viele Absagen haben Sie kassiert, ehe aus Köln die Zusage des Emons Verlages kam?
Keine. Ich hatte von Anfang an drei Zusagen, habe mich dann für den deutschen Verlag entschieden.
Ist Dorfpolizist und Muttersöhnchen Ferdinand Kapplhofer, der Protagonist Ihres 2014 erschienenen Debütromans „Miederhosenmord“, eine reine Kunstfigur oder aber dem wahren Leben entlehnt?
Kapplhofer ist in Wahrheit eine Hybridfigur, also teils der künstlerischen Freiheit zu verdanken, teils aber auch einem ehemaligen Partner.
Ihr Werk ist seither ordentlich angewachsen. Sind das zweite, dritte, vierte Buch schwerer zu schreiben als der Erstling?
Ein Buch zu beginnen, ist immer schwer. Die ersten Seiten stellen vermutlich die größte Herausforderung dar, insofern macht es keinen wirklichen Unterschied, ob man das erste oder das achte Buch schreibt.
In Ihrem literarischen Schaffen spielen giftige Pflanzen eine nicht ganz unerhebliche Rolle – wir erinnern an Titel wie „Böse Blumen“, „Noch mehr böse Blumen“ oder, jetzt neu in den Buchhandlungen, „Gärten, Gift und tote Männer“. Haben Sie die Beobachtung machen müssen, dass Ihre Mitmenschen zögerlicher als früher auf Einladungen zum Essen und Trinken reagieren?
Solange ich selbst mit bei Tisch sitze, esse und trinke, nein. Die meisten sind allerdings sehr interessiert an den potenziellen Möglichkeiten kulinarisch-botanischer Giftmischerei. In meinen Büchern sterben allerdings nur unsympathische bzw. schuldbelastete Menschen, den „Guten“ passiert nichts.
Das Interview führte Peter Woeckel
Zur Autorin
Klaudia Blasl kocht gerne und gut, noch lieber befeuert sie allerdings ihre kriminelle Giftküche. Das Ergebnis dieser Leidenschaft sind spannende Kriminalromane mit schwarzem Humor, bösen Blumen und fiesen Gewächsen. Die Österreicherin lebt in der Steiermark und im Südburgenland, wo sie auch einen Giftpflanzengarten hat.
„Gärten, Gift und tote Männer“ ist seit März in der Buchhandlung Ihres Vertrauens erhältlich.