18.05.2018
„Experten fordern: Schafft endlich das Bewerbungsgespräch ab“, lautet die Überschrift eines aktuellen Artikels auf dem Portal arbeits-abc. Ein sehr interessantes Thema finden wir und würden die Frage gerne diskutieren.
Ich muss gestehen, ich finde diese Entweder – Oder Artikel etwas fade. Auch halte ich den Gerechtigkeitsbegriff – nicht nur hier – für schwierig. Mir möge mal jemand definieren, was hier ein wirklich gerechtes Ergebnis ist, wenn z.B. ein Mensch mit sehr guten Potenzialen aber nicht so guter fachlicher Eignung und einer mir hervorragender fachlicher Eignung, aber mangelnder Lernbereitschaft im Auswahlprozess aufeinander treffen.
Vor diesem Hintergrund kann ich dem Artikel, bei aller Richtigkeit und Validität der zugrunde liegenden Statistiken, nicht zustimmen.
Warum entweder – oder? Warum bedeutet ein Assessmentcenter, dass sich daran kein Bewerbergespräch anschließt? Apropos Assessmentcenter: Dessen Aussagekraft für den zukünftigen Beruflichen Erfolg liegt übrigens laut mehrerer Studien bei 50%, also auf dem Niveau eines Münzwurfs.
Ich halte ein mehrstufiges Verfahren, dass mit einem Bewerbergespräch abschließt, für am sinnvollsten.
Das könnte beispielsweise wie folgt aussehen:
Die Punkte 3 und 4 haben wir gemeinsam mit einem internationalen Unternehmen, in einem sehr stimmigen und erfolgreichen Modell aufgesetzt und eingeführt. Bezüglich des Punktes 2 befinden wir uns in der Sondierungsphase mit mehreren potenziellen Partnern.
Ein solches Verfahren wird nicht verhindern, dass auch hier der/die eine oder andere BlenderIn durchrutscht und den Job unverdientermaßen bekommt – wie auch der/die eine oder andere am Tag des ACs vielleicht einen schlechten Tag hat und eben zu Unrecht nicht ausgewählt wird.
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Es braucht ein interessantes Bewerbungsgespräch mit Recruitern die vorbereitet sind. Keine stupide Abfrage von Lebenslaufabschnitten und warum man die Stellen gewechselt hat. Eine Bewusstseit bei Personalern, wenn der Bewerber bei einem Leiharbeitsunternehmen tätig war, dass das Beschäftigungsende eben durch verschiedenste Gründe des Entleihgeschäfts zuende sein kann. Der Personaler kauft doch sicherlich auch bei Dienstleistungsunternehmen Ressourcen ein und kennt eigene firmeninterne Faktoren des Buchungsendes.
Die wichtige Beschaffung benötigt Personaler mit Herz und Verstand, so wie ich ein Qualitäter mit Herz bin und mein Verstand schon im Bewerbungsprozess das Unternehmen bewertet. Und einen besonderen Spaßfaktor haben Gespräche, in denen das Gegenüber mit Anschreiben und Lebenslauf als Zettelsammlung dasitzt und von meinen Zeugnissen, mitgesandten Dateien etc. keine Ahnung hat …