03.02.2020
So einfach und so klar formulierte es die renommierte Tageszeitung „Die Welt“ in einer Rezension des Buches „Gelassenheit siegt“. Und Souveränität benötigen Sie auch, wenn Sie auf einer Jobmesse Ihren zukünftigen Arbeitgeber überzeugen möchten. Nur ein Grund, warum wir die Rhetoriktrainerin, Autorin und Rednerin Dr. Gudrun Fey gebeten haben, auf unserer Expertencouch Platz zu nehmen. Denn Fey kennt sich aus mit allen Finessen der Rhetorik und hat darüber mehr als ein Buch geschrieben. Wir sprechen mit ihr darüber, wie man den eigenen Werdegang positiv darstellt, über Sätze, die man sagen darf, und welche man lieber vermeiden sollte.
Sabine Hildebrandt-Woeckel: Frau Dr. Fey, der schwierigste Moment auf einer Jobmesse ist ja für viele der erste Satz. Die Besucher trauen sich oft nicht und schleichen erst einmal um einen Firmenstand herum. Wie fängt man eine Begegnung am besten an – einfach mit „Guten Tag“?
Schauen Sie sich interessiert den Stand an und greifen Sie etwas auf, was Sie interessiert, und stellen Sie einen Bezug zu sich her: „Guten Tag, Ich sehe gerade, dass Sie Software für Banken herstellen. Das interessiert mich, denn damit kenne ich mich aus. Ich habe drei Jahre für XY gearbeitet, die ebenfalls Bankensoftware herstellen.“ Das Wichtige ist, dass Sie sofort einen Bezug zwischen sich und den Produkten oder Dienstleistungen des Unternehmens, das Sie interessiert, herstellen.
Nach dem erstem Small Talk werde ich in der Regel gebeten, mich vorzustellen. Wie mache ich das?
Fangen Sie mit dem an, was Sie zuletzt gearbeitet haben. Wichtig dabei: Sagen Sie „Ich“, nicht „Wir“. Also: „Ich war verantwortlich für …“ Oder: „Ich habe dafür gesorgt/mich gekümmert, dass …“ Selbst wenn Sie in einem Team gearbeitet haben – präsentieren Sie Ihren Anteil.
Darf ich mich auch loben?
Sie dürfen sich nicht nur selbst loben. Sie müssen es! Das heißt nicht, dass Sie sagen, wie toll Sie sind, sondern dass Sie das, was Sie besonders gut können oder gemacht haben, mit ZDF (Zahlen, Daten und Fakten) belegen. Dann wirkt es glaubwürdig. Waren Sie im Einkauf tätig, dann weisen Sie darauf hin, in welchem Umfang Sie eigenverantwortlich tätig waren. Sie können auch elegant darauf hinweisen, wenn jemand anderes Ihre Arbeit gelobt hat: „Neulich rief mich ein Kunde an und bedankte sich, weil er durch meine kompetente Beratung 10.000 Euro gespart hat.“ Oder: „Ich habe das Projekt … betreut und termin- und kostengerecht zum Abschluss geführt.“
Die persönliche Vorstellung ist ja auch eine Zeitfrage. Wie lange darf ich denn über mich reden?
Die Kurzvorstellung sollten Sie vorher unbedingt mit der Stoppuhr laut üben. 60 bis 90 Sekunden sind eine angemessene Zeit. Gut ist es, wenn Sie das mit einem vertrauten Menschen machen. Oder Sie nehmen sich mit dem Smartphone auf und hören sich Ihre Vorstellung mit den Ohren einer Person an, die Sie einstellen soll.
Gibt es auch Sätze, die ich möglichst meiden soll?
Generell ist eine positive Sparache empfehlenswert. Werten Sie weder sich noch Ihre Arbeit oder Ihren Arbeitgeber ab. Also Sätze, die gar nicht gehen, sind zum Beispiel:
„Ich will mich ja nicht selbst loben.“
„Ich leite ein kleines Team.“ (Besser: „Ich leite ein fünfköpfiges Team.“)
„Mich hat es dann zu der Firma XY verschlagen.“
Und vermeiden Sie auch Abschwächungen:
„Ich habe dort ’ne relativ verantwortungsvolle Aufgabe.“ Warum relativ? Sie haben dort eine verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen.
Was ist aus Ihrer Sicht der größte Fehler in einer Selbstpräsentation?
Es kommt nicht gut an, wenn Sie über Unternehmen oder Führungskräfte schlecht reden. Angenommen, Ihr Chef neigt zu Wutausbrüchen und macht Sie ungerechtfertigterweise öfter „zur Schnecke“, dann sollten Sie sich diplomatisch ausdrücken: „Das Verhältnis zwischen meinem Chef und mir könnte besser sein. Er ist zwar mit meinen Leistungen sehr zufrieden, doch leider ist er öfter gestresst und regt sich sehr schnell auf, wenn etwas nicht so ist, wie er sich das vorstellt. Da ich Wert auf einen fairen Umgang miteinander lege, leide ich unter seinem cholerischen Verhalten. Deshalb möchte ich die Firma wechseln.“ Besser ist es jedoch generell, wenn Sie Ihren Wechsel an den Aufgaben und nicht an Personen festmachen.
Wenn ich merke, dass mein Gegenüber abgelenkt oder scheinbar nicht interessiert ist – wie bekomme ich seine Aufmerksamkeit?
Ich merke gerade, dass Sie etwas abgelenkt sind. Soll ich später noch mal an Ihren Stand kommen, denn mich interessiert Ihr Stellenangebot wirklich.
Alle Dinge sind gesagt. Ich habe Interesse an der Firma und den Eindruck, sie hat es auch. Wie verabschiede ich mich verbindlich?
„Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich hatten. Ich würde Ihnen gern ausführliche Bewerbungsunterlagen schicken. Wäre das für Sie okay?“
Nicht immer passt alles – zumindest im Moment. Wie verabschiede ich mich so, dass immer noch alle Türen offen bleiben?
„Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich hatten. Es klingt alles sehr gut. Trotzdem würde ich mir das gern in Ruhe überlegen und mich bis Ende der Woche bei Ihnen melden. Wäre das für Sie okay?“
Das Gespräch führte Sabine Hildebrandt-Woeckel
Wer mehr zum Thema wissen möchte, dem seien die Bücher der Autorin ans Herz gelegt.
Weitere Experteninterviews finden Sie hier.
Sie möchten Dr. Gudrun Fey persönlich kennenlernen? Auf der kommenden job40plus am 27. Februar in München hält Fey einen Vortrag zu einem anderen Thema, das ihr ebenfalls am Herzen liegt: netzwerken. „Kontakte knüpfen, bevor man sie braucht“.
Sie brauchen Unterstützung? Hier geht es zu unserem Seminarprogramm.