„Warum ich meinem alten Arbeitgeber heute dankbar für die Kündigung bin“

„Warum ich meinem alten Arbeitgeber heute dankbar für die Kündigung bin“

04.12.2018

Drei Jahre ist es nun her, dass Everhard Uphoff von seinen Chefs von einem Tag auf den anderen vor die Tür gesetzt wurde. Der Ablöseprozess von der alten Firma war sehr schmerzhaft und hat lange gedauert. Er war sehr mit der Firma identifiziert und hatte sich sehr für die Belange seiner Mitarbeiter und des Unternehmens eingesetzt. All das, was er in fünf Jahren erfolgreich mit seinem Team aufgebaut hatte, plötzlich loszulassen und aufzugeben, ist ihm nicht leicht gefallen. Inzwischen arbeitet Uphoff als Coach, berät und unterstützt Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Zeit, Bilanz zu ziehen. Hier berichtet er, wie es ihm ergangen ist.

„Durch den Ausstieg aus der Firma war ich praktisch gezwungen, etwas Neues zu beginnen. Von selbst zu gehen, die Komfortzone zu verlassen und alles Vertraute zurückzulassen, dazu war ich nicht bereit gewesen. Mit Mitte 40 beruflich bei Null anzufangen und die Selbstständigkeit aufzubauen war zwar am Anfang hart, brachte jedoch letztendlich viele Vorteile mit sich: eigenständiges Arbeiten und Entscheiden, freie Zeiteinteilung und Arbeitsplatzwahl, mehr Qualitätszeit mit der Familie. Mit 40 hatte ich im Berufsleben schon einiges hinter mir, wusste wie die Arbeitswelt tickt und worauf es ankommt, erfolgreich zu sein. Dieses Wissen habe ich genutzt. Gleichzeitig habe ich noch 20 Jahre bis zum Rentenalter. Ein denkbar guter Zeitpunkt also, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und eine völlig neue Richtung einzuschlagen.

Arbeitswelt im Wandel

Manche sprechen von der 4. Industriellen Revolution, in der wir uns aktuell befinden und die innerhalb der nächsten 20 Jahre vieles auf den Kopf stellen wird. Themen wie Digitalisierung, Automatisierung, demographischer Übergang, Migration und Fachkräftemangel sind schon jetzt in aller Munde. Die Vorläufer dessen, was da gerade mit uns passiert, werden Tag für Tag spürbarer im Alltag. Für mich bedeutet es, das Steuer selber in der Hand zu halten, jetzt ein solides Business aufzubauen, das auch in 20 Jahren noch Bestand hat. Berufliche Umbrüche werden mehr und mehr zur Gewohnheit für den einzelnen. Meine Aufgabe ist es, den Menschen durch berufliche Krisen und persönliche Prozesse zu führen. Von großem Vorteil ist dabei, dass ich derartige abrupte berufliche Umwälzungen ja bereits selber intensiv durchlebt habe und weiß wie es sich anfühlt, nicht mehr willkommen, gekränkt, abgelehnt und missbilligt zu sein. Zudem habe ich in meiner Ausbildung zum zertifizierten Coach gutes Handwerkszeug gelernt, auf das ich nun täglich in der Arbeit mit meinen Klienten zugreifen kann.

Umwälzung als Chance begreifen

Für Menschen, die sich mit Veränderungen schwer tun, ist es ein Graus, das Alte aufzugeben, besonders, wenn es ungewollt ist und von außen aufgezwungen wird. Hat man sich aber erst einmal von dem Alten befreit und ist der Blick nach vorne gerichtet, bieten sich heutzutage Chancen für das Individuum, von denen wir vor 20 Jahren noch nicht einmal zu träumen wagten. Was meine ich damit? Nun, in der heutigen Zeit ist es in der Berufswelt möglich, ein Thema aufzugreifen, das einem am Herzen liegt und sich damit einen Expertenstatus aufzubauen. Voraussetzung für den Erfolg ist die Bereitschaft mit der Zeit zu gehen und dem aktuellen Trend zu folgen, über digitale Vermarktung Reichweite zu erzeugen und damit direkten Zugang zu seinen potentiellen Kunden zu erlangen. Das Ziel, welches ich damit verfolge ist klar: Ich baue mir ein solides Fundament, einen finanziellen Rahmen, der mich unabhängig und mobil sein lässt und zudem Familie und Beruf unter einen Hut bringt. Etwas Größeres gibt es für mich nicht.

Sich aus Abhängigkeiten befreien

Eines habe ich in der Vergangenheit in der Berufswelt immer wieder erlebt. Es geht vorrangig in erster Linie immer um Macht, Besitzverhältnisse, Ego und Abhängigkeiten. Aussprüche im täglichen Sprachgebrauch wie „Wer zahlt, schafft an“ oder „Ober sticht unter“ verdeutlichen dies einleuchtend. Erst an zweiter Stelle, wenn überhaupt, geht es um die Sache an sich und oft ganz zuletzt um den Menschen. Gemeinsam an einem Strang zu ziehen und eine vorhandene Vision wahr werden zu lassen wird zur Nebensache. Für mich ist jedoch gerade das wichtig. Ich habe mich dazu entscheiden, die restliche Zeit meines Berufslebens werteorientiert und nachhaltig zu arbeiten und Menschen in beruflichen Krisen bis zum Neuanfang zu begleiten. Das steht bei mir an erster Stelle und nur das erscheint mir sinnvoll!

Mutig den eigenen Weg gehen

Vor einigen Jahren schon bin ich beim Lesen der Tageszeitung an einem Spruch hängengeblieben, der mich von dem Moment an nicht mehr losgelassen hat und der für mich heute mehr denn je aktuell und zutreffend ist. Dieser Spruch lautet:

Es kommt eine Zeit im Leben, da bleibt einem nichts anderes übrig, als seinen Weg zu gehen. Eine Zeit, in der man die eigenen Träume verwirklichen muss. Eine Zeit, in der man endlich für die eigenen Überzeugungen eintreten muss.“ (Unbekannter Verfasser).

 

Oft erkennt man erst Jahre später nach der beruflichen Katastrophe, wofür es eigentlich gut war. Letztendlich musste ich all das, was ich in meinem Job in der alten Firma erfolgreich aufgebaut hatte, zurücklassen, weil es nicht mehr dem entsprach, was mich eigentlich im tiefsten Kern ausmacht. Es ist mein Bedürfnis, authentisch und wahrhaft sein zu dürfen und eben nicht politischen Spielchen und Silobildungen ausgesetzt zu sein. In meiner täglichen Arbeit mit Kunden habe ich nun das gefunden, was ich gesucht habe. Es erfüllt mich immer wieder aufs Neue, die unterschiedlichen Geschichten meiner Kunden zu hören. Die meisten haben erschreckende Erfahrungen gemacht, die den Menschen völlig außen vor lassen – sie wurden als reinen Kostenfaktor gesehen und auch so behandelt. Bei mir im Coaching erleben Sie sich dann endlich wieder als wertvollen Menschen, der nichts mehr zurückhalten muss und wieder positiv in die Zukunft blicken kann.

Auf dem Weg bis hierher habe ich so manche Höhen und Tiefen erlebt. Heute kann ich jedoch für mich mehr denn je behaupten: Ich wurde gefeuert – zum Glück!“

Jobcoach Everhard Uphoff ist auch Mitglied im job40plus-Beraternetzwerk.

Die Kolumne „Geschichten aus dem Alltag von Karriereprofis“ wird im Wechsel von verschiedenen Experten geschrieben. Die bisher erschienenen finden Sie hier.

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