Silvia Ziolkowski: „Machen Sie aus Ihren Träumen Visionen“

Silvia Ziolkowski: „Machen Sie aus Ihren Träumen Visionen“

08.10.2018

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Dieses Motto prangt ganz oben auf der Homepage von Silvia Ziolkowski. Vorstandsmitglied eines Softwarehauses, Businesspartnerin eines Industrieunternehmens, Unternehmercoach für IT-Unternehmen – die Powerfrau hat schon viel angestoßen und umgesetzt in ihrem Leben. Seit 2003 hilft sie nun auch anderen dabei, ihren (beruflichen) Lebensweg zu finden. Im Interview mit job40plus verrät die Zukunftsentwicklerin, warum Träume wichtig sind – aber nicht am Ende jedes Coachings eine drastische Veränderung steht.

job40plus: Frau Ziolkowski, auf unseren Events erleben wir mitunter Besucher, die sehr frustriert sind, gleichzeitig aber fast hochnäsig wirken. Sie berichten uns, dass sie sich schon zig mal beworben haben, aber niemand ihre Fähigkeiten erkennt. Können Sie diesen Kandidaten helfen?
Silvia Ziolkowski: Grundsätzlich schon, aber vielleicht nicht in diesem Moment. Manchmal wollen Menschen, die aus Ihren Arbeitsumfeld – aus welchen Gründen auch immer – herausgepurzelt sind, zu schnell zu viel. Kurz: Der Besuch einer Jobmesse kommt dann zu früh, das Bewerben in neuen Unternehmen auch.

Wie wäre denn Ihrer Meinung nach ein ideales Vorgehen?
Wenn man es sich finanziell leisten kann, empfehle ich drei Schritte. Zuerst einmal eine Auszeit von rund vier Wochen. In dieser Zeit erst einmal loslassen und versuchen, sich selbst wieder zu spüren: Wer bin ich, was will ich. Im zweiten Schritt dann sein Netzwerk informieren. Das geht sowohl real als heute natürlich auch online. Und erst im dritten Schritt aktiv werden, also dann, wenn ich wieder eine Perspektive vor Augen habe.

Warum ist es so wichtig, sich diese Auszeit zu nehmen?
Weil die innere Haltung ganz wesentlichen Anteil daran hat, wie erfolgreich ich bin. Wer noch nicht wieder offen für Neues ist, kann auch im Bewerbungsprozess nur schwer Erfolg haben.

Sie helfen dabei, eine positive innere Haltung zu finden. Wie machen Sie das?
Ich baue mit meinen Klienten ein Haus, ich nenne es Zukunftshaus. Eine klare Vision braucht ein gutes Fundament und tragende Säulen. Das Zukunftshaus hat drei Säulen, ein Fundament und ein Dach …

 … was heißt das konkret?
Zuerst kümmern wir uns um die Säulen. Das sind die Talente, Werte, Freuden, die jemand hat bzw. einem wichtig sind. Wir schauen hin, was er besonders gut kann. Ich frage ihn z.B., welche Aufgaben immer auf seinem Schreibtisch gelandet sind, ermutige ihn auch, andere zu fragen. So finden wir die Talente leichter. Dann klären wir, was ihm wichtig ist und woran er Spaß hat. Woraus schöpft er seine Energie? Ich hatte mal eine Klientin, die blühte z.B. immer auf, wenn Sie mit Holz zu tun hatte. Ihre Freizeit verbrachte sie im Wald oder in der Werkstatt.

Ihren Arbeitsalltag nicht?
Nein, Sie arbeitete in einer Versicherung und war dort sogar sehr erfolgreich. Trotzdem war sie sehr unglücklich. Aber kommen wir zurück zu unseren Säulen. Erst sammeln wir, dann gewichten wir und verknüpfen. Suchen sozusagen den roten Faden. Oft ergeben sich hier ganz unerwartete Überschneidungen – und damit auch ganz neue Denkrichtungen.

Und dann?
Dann schauen wir uns das Fundament an: Das Fundament besteht aus der eigenen Haltung und Überzeugung. Damit sind wir wieder beim Bewerbungsprozess. Entscheidend ist, mit welcher Haltung ich mich bewerbe. Bin ich wirklich überzeugt? Bin ich motiviert? Würde der Job, auf den ich mich bewerbe, meinen Traum erfüllen oder bewerbe ich mich nur, weil ich endlich wieder unterkommen will?

Ok, das leuchtet ein. All das spiegele ich dann natürlich auch – gerade auf einer Jobmesse. Bin ich selbst nicht überzeugt, kann ich auch andere nicht überzeugen. Und noch hat das Zukunftshaus hat ja auch kein Dach …
Das stimmt. Das Dach ist das „Big Picture“, das heißt: Hier gehen wir in den Traummodus. Was wäre ideal? Wieder konkret übertragen auf die Jobsuche, bitte ich die Klienten dann, sich einmal vorzustellen, bei welchen Arbeitgebern Sie denn gern arbeiten würden. Und um in der Metapher des Hauses zu bleiben, installieren wir dann noch eine „Bauaufsicht“: Welche Unterstützer brauche ich noch? Wen muss ich überzeugen? Oder was muss ich loslassen, um meine Vision zu verwirklichen? Man sollte aber nichts überstürzten. Ich sage gern: „Groß denken, kleine Schritte gehen.“ Aber warum nicht einfach mal eine Blindbewerbung an meine Traumfirma senden?

Welche Klienten kommen denn in der Regel zu Ihnen? Was nehmen sie mit?
Das ist natürlich immer sehr individuell. Aber grob kann man sagen, anfangs sind alle unglücklich mit ihrer Situation, aber nicht immer steht am Ende die ganz große Veränderung. Etwa ein Drittel bleibt dann doch beim alten Arbeitgeber, hat aber gelernt, diesen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und ein paar entscheidende Dinge zu verändern.

Und die anderen?
Bei ebenfalls einem Drittel läuft es doch auf eine drastische Veränderung hinaus. Das sind oft Personen, die jahre- oder jahrzehntelang im selben Unternehmen tätig waren und es einfach nicht mehr aushalten. Hier bauen wir oft länger am Zukunftshaus. Und das letzte Drittel sind die Personen, die erst kommen, wenn sie ihren Job schon verloren haben. Hier suchen wir dann zusammen einen Neuanfang.

Und was ist aus der unglücklichen Versicherungsfrau geworden?
Die arbeitet heute bei einem Holzhäuserhersteller. Dabei interessant: Ihre Aufgaben haben sich im Prinzip kaum verändert. Es ist uns gelungen, ihren Blick in eine andere Richtung, auf ein anderes Umfeld zu richten. Sie kann sich nun zu 100 Prozent mit dem Unternehmen identifizieren und ist heute glücklich und zufrieden.

Das Gespräch führte Sabine Hildebrandt-Woeckel

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